Die offene Wunde am Bein (Ulcus cruris – Unterschenkelgeschwür) und das Druckgeschwür (Dekubitus) sind gefürchtete Komplikationen. Wie wirken sich neben der ärztlichen Therapie eine gesunde Ernährung mit speziellen Nährstoffen und ein starkes Darm-Mikrobiom aus?
Wie ein gesunder Körper Geschwüre – wie Ulcus cruris und Dekubitus – heilt
Die Wundheilung ist ein komplexer Prozess. Auch wenn die Experten schon viel darüber wissen, sind Details doch immer noch ungeklärt. In einem gesunden Organismus beginnt er damit, dass ein „Wundpropf“ die Wunde vorläufig verschließt. In einem Entzündungsherd entfernen spezialisierte Immunzellen Fremdkörper, Krankheitserreger und abgestorbenes Gewebe. Dann füllen neue Zellen die Wunde wieder auf und die Wundränder ziehen sich zusammen – die Wunde wird geschlossen. Zuletzt folgt die Feinarbeit: Der Körper verbessert und vervollständigt das Gewebe. Botenstoffe steuern die einzelnen Schritte.
Spezielle Nährstoffe und eine gesunde Darmflora bei Ulcus cruris und Dekubitus
Wundheilung wird durch Mangelversorgung negativ beeinflusst: Bei der Regeneration geschädigten Gewebes steigt der Nährstoffbedarf des Körpers extrem an, besonders bei offenen Wunden, die nicht heilen wollen. Wenn der Körper gesund ist, und der Ernährungsplan alle Bausteine für einen optimalen Heilungsverlauf enthält, verläuft die Heilung normal. Die Nährstoffe sind aber bei länger bestehenden Wunden schnell aufgebraucht und im Alter steigt der Bedarf an Proteinen.
Proteine sind unsere Ersatzteile, mit deren Hilfe der Körper Schäden und Wunden reparieren kann. Ein besonderes Protein, die Aminosäure L-Arginin, ist unerlässlich für die Bildung des gefäßaktivierenden Moleküls NO (Stickoxid), das für die Weitung der Gefäße sorgt und somit die Kapillardurchblutung verbessert (gute Durchblutung fördert die Wundheilung).
Außerdem reguliert L- Arginin den Blutzuckerspiegel und den Blutdruck und fördert die Bildung von kollagenen Fasern. Um die Aufnahme zu verbessern, soll man es in Kombination mit anderen Aminosäuren, etwa mit L-Glutamin, zu sich nehmen. Ein erhöhter Bedarf an L-Glutamin ist besonders nach Operationen oder bei Verletzungen und Verbrennungen gegeben.
Krankheit, Wunden und Stress bilden freie Radikale, die unsere Körperzellen angreifen. Antioxidantien, wie vor allem das Vitamin C, können diese unschädlich machen, und wirken entzündungshemmend. Vitamin C unterstützt ebenso die Ausbildung eines stabilen Bindegewebes.
Die Vitamine A, B2 (Riboflavin), Biotin und Niacin brauchen wir für eine normale, funktionierende Haut. Mit Zink und Selen kann der Körper heilen, neues Zellgewebe bilden und Zellen stabilisieren (wichtig für Gewebsneubildung und Wundverschluss).
Vitamin-D ist für dieDifferenzierung und Reifung von Abwehrzellen verantwortlich. Etwa ab 65 Jahren nimmt die Produktion von Vitamin D in der Haut ab. Dann sollte man es in Form eines hochwertigen Nahrungsergänzungsmittels zuführen. Neben der Immunität gibt es viele andere lebensnotwendige Funktionen, die ohne Vitamin D nicht optimal ablaufen: Aufnahme von Kalzium und Phosphat im Darm, Einbau von Kalzium für Knochen und Zähne, Versorgung der Muskulatur mit Kalzium, Sekretion von Insulin und Schilddrüsenhormonen.
Darm-Mikrobiom: Unverdauliche Ballaststoffe sind ein wertvoller Beitrag zur präbiotischen Ernährung, sie dienen den guten Bakterien unseres Darm-Mikrobioms als Nahrung und stärken damit den Darm. Das bedeutet, präbiotische Nahrungsbestandteile wie Haferfasern sorgen für eine optimale Ernährung der vorhandenen Darm-Flora. Für die Wundheilung sind bestimmte Bakterienstämme im Darm zuständig, wie in neuesten Forschungen des Instituts Allergosan herausgefunden wurde.
Ein gesundes Darm-Mikrobiom bedeutet ein starkes Immunsystem und eine funktionierende Nährstoffaufnahme – beides immens wichtig für die Heilung von Geschwüren.
Was Geschwüre, wie Ulcus cruris und Dekubitus, für den Patienten bedeuten
Wunden, die nicht heilen wollen, gibt es so gut wie überall – trotzdem gibt es keine verlässlichen Daten dazu, wie viele Patienten an Wundheilungsstörungen leiden. „Sie finden Angaben von einigen Hunderttausend bis hin zu Millionen von Betroffenen“, sagt Peter Vogt, Professor für Plastische Chirurgie an der Medizinischen Hochschule Hannover, der sich als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung um eine bessere Aufklärung von Ärzten, Pflegern und Patienten bemüht.
„Bis zur Hochzeit ist alles wieder verheilt“, trösten manche Eltern ihre Sprösslinge, wenn sie sich mal wieder den Ellenbogen oder das Knie aufgeschlagen haben. Und die Erfahrung lehrt: Die meisten Wunden heilen tatsächlich binnen weniger Tage oder Wochen von ganz alleine.
Doch in manchen Fällen schließen sich Wunden selbst nach Monaten oder sogar Jahren nicht. Nach vier bis zwölf Wochen sprechen Mediziner von „chronischen Wunden“ – über die genaue Definition ist man sich nicht einig. Aber die Belastung ist enorm. Viele Patienten haben Schmerzen. Sie sind im Alltag eingeschränkt, müssen immer wieder zum Arzt, um die Verbände zu wechseln. Oft riecht die Wunde auch noch unangenehm, sie stinkt regelrecht.
OA Dr. Elisabeth Lahnsteiner – Leitung Ärzteteam Wundheilung Wien: „Offene Wunden sind nicht selten. Ganz oben auf der Rangliste der Wundgeschehen steht das „offene Bein“, medizinisch „Ulcus cruris“ genannt. Es ist meist die Folge einer Venenschwäche der Beine und tritt vor allem im höheren Alter auf. Diabetiker gehören ebenfalls zur Risikogruppe. Durch Durchblutungs- und Sensibilitätsstörungen kann es zu unbemerkten Verletzungen an den Füßen kommen, die sich dann zu chronischen Wunden entwickeln können.“
Dekubitus oder Druckgeschwür
Eine gefürchtete Komplikation in Krankenhäusern und Pflegeheimen sind Druckgeschwüre („Dekubitus“), bei denen sich die Patienten regelrecht „wundliegen“ und die Wunden sich durch den andauernden Druck nicht mehr schließen.
Wie kommt es dazu? Durch längeres Liegen oder schlecht sitzende Prothesen wird die Haut überlastet und nicht mehr ausreichend durchblutet. Schädigungen der Haut oder sogar das Absterben der betroffenen Hautstelle und des darunter liegenden Gewebes sind die Folge. Wenn das offene Druckgeschwür (Dekubitus-Wunde) nicht heilt, können Keime in den Körper eindringen und eine Infektion hervorrufen. Aus einer solchen Infektion kann sich schnell eine Sepsis entwickeln.
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