KURZÜBERSICHT
Kurz erklärt
-
Ulcus cruris: chronische, schlecht heilende Wunde am Unterschenkel – meist durch gestörten Blutfluss in den Venen, seltener in den Arterien.
Was hilft
-
Sanfte Reinigung, passender Verband, konsequente Entlastung und bei venösen Ulzera ärztlich verordnete Kompression; aktiv bleiben, ausgewogen essen.
Zum Arzt
-
Zunehmende Rötung/Wärme, Eiter/übler Geruch, starke Schmerzen, Fieber oder keine Besserung → zeitnahe Abklärung.
Was ist ein Ulcus cruris?

Ein Ulcus cruris ist ein offenes Geschwür am Unterschenkel (umgangssprachlich: „offenes Bein“), das nur langsam oder gar nicht heilt. Besonders häufig sind ältere Menschen betroffen, Frauen öfter als Männer. In diesem Ratgeber erklären wir leicht verständlich, wie ein Ulcus entsteht, woran Sie es erkennen, welche Behandlungsschritte üblich sind – und was Sie selbst vorbeugend tun können. Der Beitrag bietet Orientierung und ersetzt keine ärztliche Diagnose oder Therapie.
–
Ulcus cruris – die Grundlagen
Ein Ulcus cruris ist eine chronische Wunde am Unterschenkel, die sich oft über Wochen nicht schließt. Am häufigsten liegt eine venöse Ursache vor (Ulcus cruris venosum). Seltener ist die arterielle Durchblutung gestört (Ulcus cruris arteriosum); möglich ist auch eine Mischform (mixtum). Entscheidend für die Heilung sind eine gute Durchblutung, geeignete Wundpflege, konsequente Druck-/Schutzmaßnahmen und verlässliche Alltagsschritte.
–
Ursachen: venös, arteriell oder gemischt
Venöse Ursache
Bei einer Venenschwäche staut sich Blut im Unterschenkel: Der Rücktransport zum Herzen ist eingeschränkt, der Druck in den Venen steigt, Flüssigkeit tritt ins Gewebe aus. Die Haut wird verletzlich, kleine Defekte können zu Geschwüren werden. Gründe reichen von chronisch-venöser Insuffizienz über Krampfadern bis hin zu Folgeschäden nach Thrombosen (defekte Venenklappen).
Arterielle Ursache
Verengte/verkalkte Arterien (periphere arterielle Verschlusskrankheit) mindern die Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen. Risikofaktoren sind u. a. Bluthochdruck, Diabetes, Rauchen und erhöhte Blutfette. Arterielle Geschwüre sind oft kleiner, rund begrenzt und sehr schmerzhaft; Füße/Beine wirken kalt, blass/bläulich.
Mischform
Nicht selten bestehen venöse und arterielle Probleme gleichzeitig. Dann wird der Plan individuell abgestimmt, oft interdisziplinär.
–
Symptome: woran Sie ein Ulcus erkennen
Typisch bei venöser Ursache
Bräunlich-gelbliche Verfärbungen am Innenknöchel/Unterschenkel, spinnwebenartige Gefäße, Schwellungen (Ödeme), verhärtete, dünne Haut und nässende, schmerzende Wunden. Die Abflussstörung stört die „Müllabfuhr“ der Zellen – die Haut reagiert empfindlich und heilt schlecht.
Typisch bei arterieller Ursache
Belastungsschmerz bis Ruheschmerz, kalte Füße/Beine, blass-bläuliche Haut; kleinere, runde Ulzera. Die Minderdurchblutung lässt Gewebe absterben; kleine Verletzungen werden zu Geschwüren.
Entzündung/Infektion – Warnzeichen
Zunehmende Rötung/Wärme, übler Geruch, Eiter, Fieber oder neue starke Schmerzen: Bitte zeitnah ärztlich abklären.
–
Diagnose: was in der Praxis passiert
Die Ärztin/der Arzt erhebt die Vorgeschichte, beurteilt Lage/Größe/Tiefe der Wunde, dokumentiert den Verlauf (Fotos, Messen) und prüft Venen-/Arterienstatus (z. B. Fußpulse, ggf. Dopplerindex). Je nach Befund können Abstriche, Labor, Ultraschall oder weitere Bildgebung folgen. Eine sorgfältige Diagnose ist die Grundlage, damit ein Ulcus cruris gezielt behandelt werden kann.
–
Behandlung: die üblichen Bausteine
Wundreinigung & -abdeckung
Sanfte Reinigung, Entfernen von Belägen und eine geeignete, moderne Abdeckung schaffen ein feucht-warmes Milieu, in dem Hautzellen besser wandern und die Wunde ruhiger heilen kann. Wechselintervalle richten sich nach Zustand (z. B. bei Durchfeuchtung, Geruch, Schmerzen früher).
Kompression bei venöser Ursache
Kompressionsstrümpfe oder -verbände (ärztlich verordnet und angepasst) sind der Schlüssel, um Schwellungen zu reduzieren und den Rückfluss zu verbessern. Richtig angelegt und regelmäßig getragen, erhöhen sie die Heilungschancen deutlich. Ergänzend: regelmäßige Bewegung im Rahmen des Möglichen.
Durchblutung verbessern bei arterieller Ursache
Je nach Befund kommen medikamentöse Maßnahmen, endovaskuläre Verfahren (z. B. Ballon/Stent) oder gefäßchirurgische Eingriffe (z. B. Bypass) in Frage – immer individuell entschieden.
Schmerzen, Infektionen, Begleiterkrankungen
Schmerztherapie, Infektionsmanagement (z. B. gezielter Abstrich) und die Mitbehandlung von Diabetes, Bluthochdruck oder Lipidstörungen gehören in den Plan. Nichtrauchen unterstützt die Heilung.
–
Was Sie selbst tun können – Alltag & Vorbeugung
Aktiv bleiben – ohne Reibung/Druck
Kurze Spaziergänge, Fußwippe/Zehenstand, Beine zwischendurch hochlagern; reibende Kleidung/Socken vermeiden. Passendes, bequemes Schuhwerk wählen.
Haut und Verband
Hände reinigen, Wunde sanft spülen, sauber abdecken; Umgebungshaut pflegen. Verband gemäß Anweisung wechseln.
Lebensstil & Ernährung
Rauchstopp, ausgewogene, ballaststoff- und eiweißreiche Kost, ausreichend trinken. Gewicht stabilisieren bzw. schonend reduzieren. Das unterstützt die Gefäße und liefert Baustoffe für die Heilung.
Regelmäßig kontrollieren
Bei ausbleibender Besserung oder neuen Warnzeichen bitte frühzeitig Rücksprache halten.
–
Tipps zur Vorbeugung – Gefäße schützen
Rauchfrei leben, regelmäßig bewegen, Gewicht und Blutdruck im Blick behalten, auf eine abwechslungsreiche, vollwertige Ernährung achten und Transfette meiden. Bei bekannter Venenschwäche/Diabetes: Füße und Unterschenkel regelmäßig inspizieren, Druckstellen vermeiden, Verletzungsrisiken reduzieren, rechtzeitig Kompression (nach ärztlicher Verordnung) nutzen.
–
FAQ – kurz & klar
Heilt ein Ulcus ohne Kompression?
Ein venöses Ulcus heilt ohne adäquate Kompression deutlich seltener und langsamer. Die Art der Kompression legt das Behandlungsteam fest.
Darf die Wunde „an der Luft“?
Meist ist ein geschütztes, feuchtes Milieu besser als „offen“ – es fördert Zellwanderung und macht Pflege angenehmer.
Was bringt Ernährung?
Sie ersetzt keine Therapie, hilft aber: Eiweiß (für Gewebebau), Vitamin C (Kollagen), Zink/Selen (Zellteilung/Abwehr), ausreichend Flüssigkeit.
Quellen
- Deutsche Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung (DGfW) – Empfehlungen/Patienteninfos
- AWMF S3-Leitlinie „Lokaltherapie chronischer Wunden“
- Deutsche Gesellschaft für Phlebologie (DGP) – Leitlinie Ulcus cruris venosum
- Nationale/klinische Patienteninformationen zu Kompression, Mobilisation und Alltagsmanagement