KURZÜBERSICHT
Erste Hilfe
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Hände reinigen, Wunde mit sauberem Wasser/NaCl spülen, Fremdpartikel lösen, passend abdecken.
Feucht vs. trocken
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Feuchte Wundheilung fördert Zellwanderung und beugt Krusten vor; trocken „an der Luft“ ist oft langsamer.
Zum Arzt
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Große/verschmutzte Wunde, starke Blutung, Infektzeichen, Gesicht/Genitalbereich, Tetanus unklar.
Schürfwunden behandeln – Erste Hilfe und 2 verschiedene Methoden

Schürfwunden passieren schnell – beim Sport, am Spielplatz oder im Alltag. Damit die Haut möglichst rasch zur Ruhe kommt, ist es wichtig, Schürfwunden behandeln zu können: sauber arbeiten, passend abdecken und die richtige Heilungsmethode wählen. Dieser Ratgeber führt Sie Schritt für Schritt durch die Erste Hilfe, erklärt die feuchte und die trockene Wundheilung und zeigt, wann ärztliche Abklärung sinnvoll ist. Er richtet sich an Betroffene, Angehörige und Pflegekräfte – alltagsnah, ohne Risikoexperimente.
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Was ist eine Schürfwunde – und warum schmerzt sie so?
Schürfwunden entstehen durch Reibung an rauen Oberflächen (z. B. Asphalt, Kies). Die obersten Hautschichten werden großflächig abgetragen, viele Nervenenden liegen frei – daher der typische Brennschmerz. Meist sind Schürfwunden oberflächlich und heilen komplikationslos, eine sorgfältige Erstversorgung beschleunigt den Prozess und beugt Infektionen vor.
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Erste Hilfe Schritt für Schritt
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Hände reinigen. Vor und nach der Versorgung Hände gründlich waschen/desinfizieren.
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Wunde spülen. Mit lauwarmem, sauberem Wasser (Trinkqualität) oder steriler Kochsalzlösung gründlich ausspülen; Schmutz sanft abwischen.
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Fremdkörper entfernen. Kleine Steinchen vorsichtig mit steriler Pinzette lösen. Größere, tief sitzende Partikel bitte ärztlich entfernen lassen.
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Antiseptik – nur bei Bedarf. Bei erhöhtem Infektionsrisiko (z. B. Biss-/Stichverletzung, stark verschmutzte Wunde) ein geeignetes Antiseptikum einmalig dünn anwenden. Nicht „in die Tiefe“ spülen und nicht wiederholt benutzen, um die Heilung nicht zu bremsen.
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Abdecken. Zum Schutz vor Reibung und Keimen Pflaster/Verband anlegen (geeignet für Schürfwunden).
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Tetanus-Status prüfen. Unklarer Impfschutz oder große Verletzung? Ärztlich klären lassen.
Hinweis: Beschriebene Schritte ersetzen keine ärztliche Behandlung. Bei starken Blutungen, großflächigen Wunden, Gesicht, Händen mit Funktionseinschränkung oder Anzeichen einer Infektion bitte zeitnah abklären.
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Zwei Methoden: feuchte und trockene Wundheilung
Feuchte Wundheilung – oft die bessere Wahl
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Ziel: Ein leicht feucht-warmes Milieu, in dem Zellen gut wandern, Krustenbildung minimiert und Schmerzen reduziert werden.
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So geht’s: Hydroaktive Pflaster/Verbände (z. B. Schaum, Hydrogel, Hydrocolloid) oder geeignete Wund- bzw. Heilsalben entsprechend Herstellerhinweis und Empfehlung der Praxis nutzen.
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Vorteile: Weniger Verkleben, angenehmerer Verbandwechsel, oft schneller und mit geringerem Narbenrisiko.
Trockene Wundheilung – „an der Luft“
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Ziel: Die Wunde trocknet, es bildet sich eine Kruste.
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Risiko: Krusten können neue Zellen am Rand behindern, die Wunde spannen lassen und beim Aufreißen bluten. Infektrisiko und Narbenbildung sind teils höher.
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Wann ok? Bei kleinsten, sauberen Kratzern im Alltag – wenn Reibung sicher vermieden und die Wunde konsequent sauber gehalten wird.
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Wundheilungsphasen – in Kurzform
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Reinigungs-/Entzündungsphase (0–4 Tage): Blutgerinnung stoppt die Blutung; Immunzellen spülen Keime und Trümmer aus. Wärme/Rötung sind typische Zeichen der Aktivierung (ohne Infektanzeichen).
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Reparaturphase (Tage bis Wochen): Neue Gefäße und Granulationsgewebe bilden sich, Kollagen wird aufgebaut, die Wunde schrumpft ca. 1–2 mm/Tag – je nach Größe, Versorgung, Durchblutung.
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Wiederaufbau/Remodelling (Wochen bis Monate): Gewebe reift; oberflächliche Schürfwunden heilen i. d. R. narbenarm, tiefere Defekte können Narben hinterlassen (Narbenpflege beachten).
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Schmerzarm versorgen – praktische Tipps
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Reibung vermeiden: Lockere Kleidung, atmungsaktive Abdeckung.
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Wechselrhythmus: Verband gemäß Empfehlung wechseln; früher, wenn durchnässt/verrutscht/geruchlich auffällig.
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Duschen statt Baden: Kurz duschen ist meist möglich; danach sanft trocken tupfen und neu versorgen.
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Nicht „spielen“: Schmuck/Schmutz, Finger und Hausmittel in der Wunde vermeiden.
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Hausmittel – was ist mit Kamille?
Kamillenpräparate gelten traditionell als hautberuhigend. Beachten Sie aber: Pflanzenauszüge können Kontaktallergien auslösen. Nutzen Sie bei offenen Schürfwunden vorzugsweise geprüfte, parfümfreie Wundpflegeprodukte. Wenn Kamille, dann nicht tief in die Wunde, sondern sparsam an den Wundrand – und bei jeder Reizung sofort absetzen.
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Ernährung: Heilen von innen
Wundheilung benötigt Energie, Eiweiß und Mikronährstoffe. Planen Sie zu jeder Mahlzeit eine Eiweißquelle(Milchprodukte/Topfen, Eier, Hülsenfrüchte, Geflügel/Fisch, Tofu).
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Aminosäuren: Arginin (Mikrozirkulation/Kollagen) und Glutamin (Energie für Immun-/Darmzellen) sind Teil eiweißreicher Kost.
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Vitamin C & Co.: Vitamin C unterstützt die Kollagensynthese (z. B. Paprika, Beeren, Zitrus). Zink/Selen fördern Zellteilung und Abwehr.
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Trinken: Wasser/ungesüßte Tees über den Tag – ohne Flüssigkeit läuft Heilung langsamer.
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Warnzeichen – wann zur Ärztin/zum Arzt?
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Zunehmende Rötung/Überwärmung, deutliche Schwellung, pochender Schmerz
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Gelb-grünes Sekret, übel riechender Ausfluss, Fieber/Schüttelfrost
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Große, tiefe oder stark verschmutzte Wunden; Wunden im Gesicht/Genitalbereich
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Tetanusimpfung unklar oder >10 Jahre her (bei stark verschmutzten Wunden ggf. früher)
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FAQ – kurz & klar
Wie lange abdecken?
Bis die Wunde ruhig ist und nicht mehr nässt/reibt. Feuchte Wundheilung meist schneller und angenehmer.
Darf ich desinfizieren?
Nur gezielt bei Infektionsrisiko und einmalig – sonst lieber spülen, schonend abdecken.
Sport – ja oder nein?
Kurz pausieren, bis die Wunde schmerzfrei ist und sicher abgedeckt werden kann. Reibung/Schweiß verzögern die Heilung.
Quellen
- Deutsche Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung (DGfW) – Patienteninfos & Empfehlungen
- AWMF S3-Leitlinie „Lokaltherapie chronischer Wunden“ – Grundsätze moderner Wundversorgung
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) / ESPEN – Ernährung in Heilphasen
- NHS/NICE – Erste Hilfe & Wundversorgung (Patienteninformationen)
Hinweis: Dieser Beitrag bietet Orientierung und ersetzt keine medizinische Untersuchung, Diagnose oder Behandlung. Bei Warnzeichen bitte zeitnah ärztlich abklären.