Wundmanagement kann mehr

KURZÜBERSICHT

Schnell erkennen

  • Verminderte Schmerz-/Temperaturempfindung, trockene rissige Haut, Kribbeln/Taubheit, Druckstellen, gerötete/überwärmte Areale.

Sofort richtig handeln

  • Täglich Füße prüfen, Reibung/Druck vermeiden, bequeme Schuhe/Spezialeinlagen tragen, kleine Verletzungen sauber versorgen.

Zum Arzt

  • Wunde mit Rötung/Wärme/Eiter oder Fieber, starke Schwellung, neue Verfärbungen, plötzliche Schmerzen/Belastungsunfähigkeit.

Was ist ein diabetisches Fuß-Syndrom? Hilfreiche Tipps – sofort richtig behandeln!

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Das diabetische Fuß-Syndrom entsteht, wenn lang erhöhte Blutzuckerwerte Nerven und Gefäße schädigen: Druckstellen oder kleine Verletzungen werden nicht gespürt, entzünden sich leichter und heilen schlechter. In diesem Ratgeber erfahren Sie, wie das diabetische Fuß-Syndrom entsteht, welche Warnzeichen wichtig sind und wie Sie im Alltag – zusätzlich zur ärztlichen Behandlung – sicher handeln. Ziel ist Orientierung und Sicherheit, nicht das Ersetzen der medizinischen Betreuung.

Wie entsteht das diabetische Fuß-Syndrom?

Ein dauerhaft erhöhter Blutzucker schädigt Nerven (Neuropathie) und Blutgefäße (Mikro-/Makroangiopathie). Ohne zuverlässige Schmerz- und Temperaturempfindung werden Scheuern, Druck oder Wärme/Kälte oft nicht bemerkt. Gleichzeitig ist die Durchblutung schlechter, die Haut trockener und rissiger – Keime dringen leichter ein, Wunden heilen langsamer.

Typische Auslöser im Alltag

  • Enge, harte oder scheuernde Schuhe/Socken

  • Druckstellen durch Fehlstellungen, Hornhaut, Nägel

  • Unbemerkte Hitzeeinwirkung (Heizdecke, Ofen, heißes Wasser)

  • Kleinere Verletzungen (z. B. beim Nägelschneiden oder Barfußgehen)

Symptome – worauf Sie achten sollten

  • Verminderte Empfindung: weniger Schmerz-/Wärmegefühl

  • Trockene, rissige Haut, Hornhaut, Fußfehlstellungen

  • Missempfindungen: Kribbeln, Taubheitsgefühle, nächtliches Brennen/Stechen

  • Auffällige Stellen: Rötung, Schwellung, Überwärmung – oft ohne starke Schmerzen

  • Wunden: vom Bläschen bis zur tiefen Ulzeration, ggf. übler Geruch/sekret

Bei ersten Anzeichen bitte zeitnah ärztlich abklären – je früher die Entlastung und Versorgung starten, desto besser die Heilungschancen.

Vorsorge: so schützen Sie Ihre Füße

Tägliche Kontrolle

  • Füße täglich anschauen (Sohle/Ferse mit Handspiegel), Zehenzwischenräume prüfen.

  • Warnzeichen: Blasen, Risse, Rötungen, Druckstellen, eingewachsene Nägel, neue Schwielen.

Pflege & Hautschutz

  • Haut geschmeidig halten (rückfettende, nicht parfümierte Fußpflege), aber zwischen den Zehen trocken.

  • Nägel gerade schneiden; bei Seh-/Bewegungseinschränkung medizinische Fußpflege nutzen.

  • Kein Barfußgehen – auch zuhause.

Schuhe, Socken, Einlagen

  • Genug Platz im Vorfuß/Zehenraum, weiches Obermaterial, innen nahtarm.

  • Täglich Socken wechseln; ohne einschneidende Bündchen.

  • Bei Bedarf orthopädische Spezialeinlagen oder diabetesadaptierte Schuhe (ärztlich verordnen lassen).

Ärztliche Kontrollen & Diagnose

Mindestens einmal jährlich Fußinspektion; bei Neuropathie, Durchblutungsstörung oder bereits vorhandenen Wunden häufiger. In der Praxis werden u. a. Hautzustand, Hornhaut/Druckstellen, Temperatur-/Vibrationsempfinden, Fußpulse und ggf. der Gefäßstatus geprüft. Wunden werden dokumentiert (Größe/Tiefe/Lokalisation), bei Verdacht auf Infektion ggf. Abstrich/Labor erhoben.

Behandlung – die wichtigsten Bausteine

Druckentlastung („Offloading“)

Entscheidend für die Heilung: schmerzarme, aber konsequente Entlastung der betroffenen Stelle, z. B. durch spezielle Schuhe, Einlagen, Entlastungsschuhe, Orthesen oder (vorübergehend) Gehhilfen/Rollstuhl.

Durchblutung verbessern

Liegt eine arterielle Durchblutungsstörung vor, kann das Behandlungsteam medikamentös/gefäßmedizinisch (z. B. Katheter-, Stent-, Bypass-Verfahren) unterstützen – individuell entschieden.

Wundversorgung

Sanft reinigen, abgestorbenes Gewebe bei Bedarf fachgerecht entfernen, passender moderner Verband für ein feuchtes, geschütztes Milieu. Wechselintervalle richten sich nach dem Zustand. Warnzeichen (Rötung, Wärme, Geruch, Schmerzen, Fieber) → zeitnahe Rücksprache.

Infektionen behandeln

Therapie richtet sich nach Ausmaß/Keimspektrum. Antibiotika nur nach ärztlicher Entscheidung; zuvor wenn möglich Abstrich.

Blutzucker stabilisieren & Risikofaktoren managen

Gute Glukoseeinstellung, Blutdruck- und Lipidkontrolle, Nikotinverzicht – das verbessert die Heilungschancen und bremst Folgeprobleme.

Operative Optionen

Bei hartnäckigen Fehlstellungen, Knochenbeteiligung oder ausgedehnten Infektionen kann ein Eingriff nötig sein – oft reicht eine Teilentlastung/Teilamputation. Entscheidungen sollten sorgfältig abgewogen und auf Wunsch mit einer Zweitmeinung abgesichert werden.

Ernährung & Alltag – Heilung von innen mitdenken

  • Regelmäßig essen, jede Mahlzeit mit Eiweißquelle (Milchprodukte, Eier, Hülsenfrüchte, Fisch/Geflügel, Tofu).

  • Vitamin C (Kollagenaufbau), dazu buntes Gemüse/Obst; Zink/Selen für Zellteilung/Abwehr.

  • Ausreichend trinken (Wasser/ungesüßter Tee).

  • Bewegung mit Maß: kurze, sichere Wege, Beine im Sitzen entlasten/hochlagern – ohne Reibung/Druck an der Wundstelle.

FAQ – kurz & klar

Muss eine Wunde „an die Luft“?

Meist nicht. Ein feuchtes, geschütztes Wundmilieu unterstützt die Zellwanderung und fühlt sich oft angenehmer an.

Wann sofort in die Praxis?

Zunehmende Rötung/Wärme, Eiter/übel riechendes Sekret, Fieber/Schüttelfrost, starke Schwellung, neue schwarze Areale oder Stillstand der Heilung.

Was bringt tägliches Prüfen wirklich?

Frühes Erkennen = frühe Entlastung und Versorgung – damit sinkt das Risiko schwerer Infektionen und Eingriffe deutlich.

Quellen

  • Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) – Patienteninformationen Diabetisches Fußsyndrom
  • AWMF S3-Leitlinie „Diabetisches Fußsyndrom“ / interdisziplinäre Versorgung
  • International Working Group on the Diabetic Foot (IWGDF) – Empfehlungen
  • Deutsche Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung (DGfW) – Wundpflege & Warnzeichen

Hinweis: Dieser Beitrag dient der Gesundheitsinformation und ersetzt keine medizinische Beratung, Diagnose oder Behandlung. Bei Warnzeichen bitte zeitnah ärztlich abklären.

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