Wundmanagement kann mehr

KURZÜBERSICHT

Was der Darm für Wunden leistet

  • Versorgt den Körper mit Eiweiß, Vitaminen und Mineralstoffen

  • Unterstützt einen Großteil des Immunsystems

  • Hilft, Entzündungen im Gleichgewicht zu halten

Was Sie sofort tun können

  • Ballaststoffe, Eiweiß, ausreichend trinken

  • Stress senken, schonende Bewegung

  • Bei Warnzeichen ärztlich abklären

Warum heilt meine Wunde nicht richtig? Könnte es am Darm liegen?

Eine kleine Schürfung, eine Naht nach einer OP oder eine Druckstelle – und doch dauert alles länger als gedacht. Häufig richtet sich der Blick sofort auf die Wunde selbst: Verband, Pflaster, Salbe. Dabei lohnt sich ein zweiter Blick „nach innen“: Der Darm entscheidet mit, wie gut Nährstoffe ankommen, wie stark die Abwehr reagiert und ob Entzündungen wieder zur Ruhe kommen. Kurz: Ohne gesunden Darm ist gute Wundheilung schwer.

Darm und Immunsystem – verständlich auf den Punkt

Der Darm ist viel mehr als Verdauung. Er ist ein Trainingsplatz für Abwehrzellen und die wichtigste „Lieferstraße“ für Baustoffe der Heilung. Drei Rollen sind besonders wichtig:

  • Barriere und Filter
    Die Darmschleimhaut lässt Nützliches durch (z. B. Aminosäuren, Vitamine) und hält Unerwünschtes zurück. Ist diese Barriere geschwächt, reagiert der Körper häufiger mit Entzündungen – das kann die Wundheilung bremsen.

  • Nährstoff-Tankstelle
    Wunden brauchen Eiweiß (für Gewebeaufbau), Vitamin C (Kollagen), Zink (Zellteilung) und weitere Mikronährstoffe. Kommen sie im Blut nicht an, fehlt der „Baustoff“.

  • Teamplay mit Darmflora
    Die „guten“ Darmbakterien helfen der Schleimhaut, bilden schützende Stoffe und unterstützen das Gleichgewicht der Immunreaktion. Gerät dieses Gleichgewicht durcheinander, dauern Heilprozesse oft länger.

Alltagsfaktoren, die den Darm schwächen

  • Viel Zucker, Weißmehl, stark verarbeitete Kost

  • Zu wenig Ballaststoffe (Gemüse, Vollkorn, Hülsenfrüchte)

  • Dauerstress und Schlafmangel

  • Häufige oder langwierige Einnahme bestimmter Medikamente (z. B. einige Schmerzmittel, Antibiotika – nur in Rücksprache ändern)

  • Geringe Trinkmenge über den Tag

Kein einzelner Punkt „macht“ automatisch ein Problem. Häufen sich mehrere Faktoren, sieht man häufiger träge Heilungsverläufe.

Darmfreundlich handeln: einfache Schritte, große Wirkung

  • Mehr Ballaststoffe einbauen
    Beginnen Sie schlicht: eine Handvoll Gemüse mehr pro Mahlzeit, Vollkorn statt Weißmehl, 2–3× wöchentlich Hülsenfrüchte. Ballaststoffe sind „Futter“ für die nützlichen Darmbakterien.

  • Ausreichend Eiweiß sichern
    Zum Beispiel Joghurt, Hüttenkäse, Eier, Fisch, Hülsenfrüchte, Tofu, Nüsse. Ziel: zu jeder Mahlzeit eine verlässliche Eiweißquelle.

  • Trinken nicht vergessen
    Etwa 1,5–2 Liter Wasser oder ungesüßte Kräutertees täglich (sofern medizinisch nichts dagegenspricht). Flüssigkeit unterstützt Verdauung, Kreislauf und Nährstofftransport.

  • Schonende Bewegung
    Spazieren, leichtes Dehnen, kurze Aktivpausen – das regt Darm und Durchblutung an, ohne die Wunde zu belasten (ärztliche Vorgaben beachten).

  • Stress runter, Schlaf rauf
    Kleine Routinen wirken: 10 Minuten Atemübung, Handy-Pause am Abend, feste Schlafenszeiten. Entspannung hilft Darm und Immunsystem.

  • Medikamente im Blick
    Niemals eigenmächtig absetzen. Aber: Bei häufiger Schmerzmitteleinnahme oder wiederholten Antibiotikakuren den behandelnden Arzt um eine darmfreundliche Strategie bitten.

Was Sie an der Wunde beobachten sollten

  • Wird die Rötung größer, schmerzt oder pocht die Stelle zunehmend?

  • Tritt Eiter, unangenehmer Geruch oder Fieber auf?

  • Bleibt die Wunde länger als erwartet „stehen“ (keine Verkleinerung, keine frische Haut)?

Bei solchen Zeichen bitte ärztlich abklären. Gute Selbstpflege ersetzt keine Diagnostik – sie ist die Basis, damit professionelle Maßnahmen besser greifen.

Häufige Fragen

Hängt meine Wundheilung wirklich mit dem Darm zusammen?
Ja – Darmbarriere, Darmflora und Nährstoffaufnahme beeinflussen Entzündung, Abwehr und Gewebeaufbau.

Brauche ich Spezialdiäten?
Meist nicht. Konsequent alltagstauglich essen (Ballaststoffe, Eiweiß, buntes Gemüse/Obst, ausreichend trinken) bringt viel. Spezielle Pläne gehören in ärztliche oder ernährungsmedizinische Hände.

Was ist mit „Leaky Gut“?
Gemeint ist eine geschwächte Darmbarriere. Für Laien reicht: Stärken Sie regelmäßig Darm und Schleimhaut – die Wundheilung profitiert.

Kann ich mit Hausmitteln starten?
Ja: ballaststoffreicher, eiweißreicher, ausreichend trinken, sanft bewegen, Stress senken. Alles weitere mit Fachpersonen abstimmen.

Quellen

  • European Pressure Ulcer Advisory Panel (EPUAP): Prevention and Treatment of Pressure Ulcers/Injuries, 2019.

  • Weimann A. et al.: ESPEN Guideline – Clinical nutrition in surgery. Clin Nutr, 2017.

  • Ouwehand AC.: Gut microbiome and skin wound healing. Microorganisms, 2022.

  • Camilleri M.: Intestinal barrier (Übersichtsarbeit). Gut, 2019.

Nach oben scrollen