Wundmanagement kann mehr

KURZÜBERSICHT

Kurz erklärt

Wundheilungsstörungen entstehen, wenn Durchblutung, Immunabwehr oder Pflegeabläufe gestört sind – oft begünstigt durch Grunderkrankungen, Druck und Mangelernährung.

Vorbeugen

Sanft reinigen, sauber abdecken, Reibung/Druck reduzieren, ausreichend essen & trinken, Rauch- und Alkoholkonsum senken, Füße/Beine regelmäßig kontrollieren.

Zum Arzt

Zunehmende Rötung/Wärme, starker Schmerz, Fieber, übler Geruch, Eiter, schwarze Beläge oder Stillstand der Heilung über Wochen.

Ursachen von Wundheilungsstörungen und nützliche Tipps zur Vorbeugung

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Wunden sind belastend – körperlich und seelisch. Noch schwieriger wird es, wenn die Heilung stockt. In diesem Ratgeber zeigen wir, wie Sie Wundheilungsstörungen vorbeugen: Sie verstehen typische Ursachen, erkennen Warnzeichen früh und setzen alltagstaugliche Schritte in Pflege, Lebensstil und Ernährung. Der Text gibt Orientierung und ersetzt keine ärztliche Betreuung.

Was ist eine Wundheilungsstörung?

Heilung ist ein geordneter Prozess: Blutgerinnung stoppt zunächst die Blutung, dann stabilisieren Fibrinfäden die Wunde, neues Gewebe und Blutgefäße bilden sich, schließlich reift die Narbe. Wird diese Abfolge gestört, heilen Wunden langsamer: Ränder wirken aufgeweicht oder fransig, die Wunde nässt, schmerzt oder entzündet sich. Bleibt eine Wunde über sechs bis acht Wochen ohne deutlichen Fortschritt, spricht man häufig von einer Wundheilungsstörung.

Häufige Ursachen – warum die Heilung stocken kann

Grunderkrankungen

Diabetes, arterielle/venöse Durchblutungsstörungen, Herz- oder Nierenerkrankungen sowie Autoimmunerkrankungen erschweren die Versorgung der Wunde. Auch bei älteren Menschen sind Venenleiden und Druckprobleme häufige Auslöser.

Pflege- und Umgebungsfaktoren

Zu viel Feuchtigkeit ohne „atmenden“ Verband, seltene oder unpassende Verbandwechsel, Reibung durch Kleidung/Schuhe oder langes Sitzen/Liegen verzögern die Heilung.

Lebensstil (H3)

Rauchen, hoher Alkoholkonsum, Stress, Schlafmangel und Bewegungsmangel bremsen Regeneration und Abwehr. Übergewicht und insbesondere Mangelernährung schwächen die Gewebebildung.

Darmgesundheit & Mikrobiom

Eine intakte Darmbarriere erleichtert die Aufnahme von Nährstoffen. Länger andauernde Verdauungsprobleme, häufige Antibiotikakuren oder ein sehr einseitiger Speiseplan können die Nährstoffverfügbarkeit mindern und die Abwehr belasten.

Septische Wundheilungsstörung: wenn Keime die Oberhand gewinnen

Bei infizierten Wunden kommen zu Schmerzen und Nässen oft Rötung, Überwärmung, Geruch, ggf. Eiter und Fieber hinzu. Dann gehört die Wunde in fachkundige Hände. Selbstmaßnahmen sollen die ärztliche Behandlung nur ergänzen, nicht ersetzen.

Wundheilungsstörungen vorbeugen – was Sie selbst tun können

Sanfte Basisversorgung

  • Hände reinigen, Wunde behutsam mit sauberem Wasser spülen.

  • Sauber abdecken, Reibung vermeiden; Verband nach Bedarf wechseln (z. B. bei Durchfeuchtung).

  • Duschschutz und bequeme, nicht scheuernde Kleidung nutzen.

Druck reduzieren

  • Füße/Fersen, Sitzbeinhöcker und andere Druckzonen regelmäßig entlasten.

  • Schuhe mit ausreichend Platz, nahtarme Socken, Sitz- und Lagerungspausen einplanen.

Ernährung & Trinken

  • Drei regelmäßige Mahlzeiten mit Eiweißanteil (z. B. Milchprodukte, Eier, Hülsenfrüchte, Fisch/Geflügel nach Vorliebe).

  • Viel Gemüse/Salat, Vollkorn; hochwertige Pflanzenöle fürs Finish.

  • Ausreichend trinken (Wasser, ungesüßte Tees).

  • Bei Appetitmangel: kleine, eiweißreiche Zwischenmahlzeiten oder weiche/flüssige Optionen.

Lebensstil realistisch anpassen

  • Rauchpausen/Rauchstopp, Alkohol reduzieren, Schlaf priorisieren.

  • Sanfte Bewegung, die die Wundstelle nicht belastet (z. B. kurze Spaziergänge, Rad, Schwimmen).

Beobachten & dokumentieren

  • Einfache Verlaufskontrolle: kurze Notizen/Fotos im 2–3-Tage-Rhythmus.

  • Bei Verschlechterung oder Stillstand: ärztliche Rücksprache.

Typische Stolpersteine – und bessere Alternativen

  • „An der Luft heilt es schneller.“
    Häufig trocknet die Wunde aus und reißt leichter – eine passende Abdeckung ist meist hilfreicher.

  • „Es muss brennen, damit es wirkt.“
    Starke, brennende Lösungen reizen oft. Sanftes Spülen und geeignete Verbände sind verträglicher.

  • „Täglicher Komplettwechsel ist Pflicht.“
    Moderne Verbände können länger liegen – entscheidend ist Zustand (sauber/trocken/angenehm).

Wann Sie professionelle Hilfe einbinden sollten

  • Zunehmende Rötung, Wärme, Schwellung, übler Geruch, Eiter

  • Stärker werdende Schmerzen oder Fieber

  • Schwarze Beläge, Taubheitsgefühle, anhaltende Blutung

  • Keine sichtbare Besserung nach ein bis zwei Wochen

  • Wunden am Fuß bei Diabetes, Druckgeschwüre, schlecht durchblutete Areale

Praktische Checkliste für den Alltag

  • Material griffbereit (Pflaster/Verband, sanfte Reinigung, Duschschutz)

  • Fester Platz für Wundversorgung, kurze Ruhefenster einplanen

  • Schuhe/Socken prüfen, Druckstellen vermeiden

  • Wochenplan fürs Essen, Eiweißquellen einbauen, Getränke bereitstellen

  • Kontrolltermine notieren und wahrnehmen

Quellen

  • Deutsche Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung (DGfW) – Grundlagen & Empfehlungen
  • Nationale Patienteninformationen (z. B. Krankenhäuser, Gesundheitsportale) zu Wundpflege & Warnzeichen
  • Leitlinien/Empfehlungen zu Druckstellenprävention, diabetischem Fuß und Ernährung in Heilphasen
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