Wundmanagement kann mehr

KURZÜBERSICHT

Früh erkennen

  • Farb-, Wärme- oder Geruchsänderung, Flüssigkeitsaustritt, Schmerzen oder Taubheit ernst nehmen.

Alltag schützt

  • Täglicher Fußcheck, passendes Schuhwerk, Haut pflegen, Druckstellen vermeiden, Pausen & Bewegung.

Stoffwechsel stützen

  • Regelmäßige Mahlzeiten, Gemüse & Vollkorn, Eiweißquellen, kluge Getränke – und Termine zur Kontrolle wahrnehmen.

Gestörte Wundheilung durch Diabetes schnell erkennen

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Diabetes kann die Regeneration der Haut bremsen: Gefäße und Nerven werden belastet, kleine Verletzungen an den Füßen bleiben unbemerkt und heilen schlechter. Dieser Ratgeber zeigt verständlich, wie Sie Wundheilung Diabetes im Alltag besser im Blick behalten, Warnzeichen früh erkennen und mit einfachen Routinen gegensteuern. Er ersetzt keine ärztliche Betreuung – er gibt Orientierung, damit Sie wissen, was Sie selbst beitragen können und wann professionelle Hilfe wichtig ist.

Für alle Folgeschäden gilt: Je länger die Krankheit dauert und je schlechter der Diabetes eingestellt ist, umso größer ist das Risiko.

Man unterscheidet zwischen Typ 1- und Typ 2-Diabetiker.

Diabetes Typ 1

Diese Form tritt bereits im Kindes- bzw. Jugendalter auf. Eine Autoimmunerkrankung ist der Auslöser – das Immunsystem zerstört die Insulin produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse. Lebenslange Behandlung mit Insulin ist die Folge.

Diabetes Typ 2

90% der Erkrankten leiden am Typ 2, diese Erkrankung entsteht schleichend über viele Jahre. Bei dieser chronischen Stoffwechselstörung werden die Zellen resistent gegen Insulin und können somit den Kraftstoff Zucker nicht mehr aufnehmen. Es kommt zu einem dauerhaft erhöhten Zuckerspiegel im Blut durch die Insulinresistenz.

Der Begriff „Zuckerkrank“

Diabetes mellitus – „Honigsüßer Durchfluss“ ist die wörtliche Übersetzung. Der Arzt Thomas Willis beschrieb als erster die Krankheit und erkannte, dass der Urin von Patienten einen süßen Geschmack aufweist.

Die Aufgabe von Insulin

Unser Stoffwechsel wird von Hormonen reguliert. Die Bauchspeicheldrüse produziert in den β-Zellen der Langerhans’schen Inseln das Hormon Insulin, das den Zucker in Form von Glukose in die Muskel- bzw. Fettzellen schleust.

Warum Diabetes die Wundheilung stört

Bei dauerhaft erhöhten Blutzuckerwerten werden kleine und große Blutgefäße in Mitleidenschaft gezogen. Die Haut wird schlechter versorgt, die Abwehr reagiert langsamer und Nervenfasern können geschädigt werden. Dadurch fühlen sich Druck, Hitze oder kleine Verletzungen an den Füßen weniger deutlich an – winzige Risse bleiben unbemerkt, reiben auf und werden zur Eintrittspforte für Keime. Gleichzeitig trocknet die Haut schneller aus und reißt leichter ein. Diese Kombination erklärt, warum Wunden bei Menschen mit Diabetes häufiger aus dem Tritt geraten.

Frühe Warnzeichen: darauf sollten Sie achten

An den Füßen beginnen Probleme oft klein. Je früher Sie Veränderungen bemerken, desto leichter lässt sich gegensteuern. Typische Hinweise sind: neue Druckstellen, Blasen, Risse zwischen den Zehen, Verfärbungen (rötlich, bläulich, schwarz), zunehmende Wärme, Schwellung, unangenehmer Geruch oder Flüssigkeitsaustritt. Auch wenn eine kleine Wunde nach ein bis zwei Wochen nicht sichtbar vorankommt, ist das ein Grund für einen Termin. Taubheit, Kribbeln oder brennende Schmerzen deuten auf Nervenirritationen hin – bitte ansprechen.

Der tägliche Fußcheck – in wenigen Minuten

Nehmen Sie sich abends oder morgens einen ruhigen Moment. Setzen Sie sich hin, legen Sie den Fuß auf ein Handtuch und prüfen Sie Sohle, Zehenzwischenräume, Ferse und Falten – bei Bedarf mit einem Handspiegel oder mithilfe einer zweiten Person. Achten Sie auf Druckstellen, Risse, Nässen, Verfärbungen und Veränderungen der Nägel. Reinigen und trocknen Sie behutsam, besonders zwischen den Zehen. Pflegen Sie trockene Haut mit einer geeigneten, nicht reizenden Creme; Zehenzwischenräume bleiben trocken. Schneiden Sie Nägel gerade und ohne Ecken. Wenn Sie eine Veränderung entdecken: notieren, fotografieren, beobachten – und frühzeitig Rücksprache halten.

Schuhwerk, Druck und Alltag

Schuhe sollten vorn Spielraum lassen, nicht reiben und an langen Tagen genauso angenehm sein wie am Morgen. Neue Schuhe zuerst kurz tragen, dann langsam steigern. Nahtarme Socken ohne Druckstellen helfen, Reibung zu vermeiden. Legen Sie auf längeren Wegen kleine Pausen ein und wechseln Sie bei Gelegenheit das Schuhmodell, damit der Druck variiert. Im Haus barfuß zu gehen ist verlockend, birgt aber Verletzungsrisiken – besser rutschfeste, weiche Hausschuhe.

Ernährung & Trinken: Stoffwechselfreundlich essen

Ein ausgeglichener Speiseplan stabilisiert den Blutzucker und liefert Bausteine für die Haut. Alltagsnah heißt das: drei regelmäßige Mahlzeiten mit Gemüse als Basis, Vollkorn statt Weißmehl, pro Mahlzeit eine Eiweißquelle (z. B. Joghurt, Eier, Hülsenfrüchte, Fisch/Geflügel nach Vorliebe) und hochwertige Pflanzenöle für das Finish. Obst gern in kleinen Portionen und vorzugsweise zu einer Mahlzeit. Trinken Sie Wasser, Mineralwasser oder ungesüßte Tees. Zuckergetränke, große Saftmengen und Alkohol erschweren die Steuerung – besser selten und bewusst. So unterstützen Sie Wundheilung Diabetes von innen, ohne komplizierte Diät.

Bewegung – aber fußfreundlich

Bewegung fördert die Durchblutung, senkt den Blutzucker und tut auch dem Kopf gut. Wählen Sie Aktivitäten, die die Füße nicht überlasten: Gehen auf weichem Untergrund, Radfahren, Schwimmen oder Gymnastik. Beginnen Sie sanft, steigern Sie langsam und achten Sie danach auf neue Reibespuren. Bei offenen Stellen oder akuten Druckschmerzen gilt: erst abklären, dann anpassen.

Was Sie weglassen können

Harte oder scheuernde Innennähte, enge Schuhe, sehr heißes Fußbad, Selbstbehandlung tiefer Hornhaut, „Geheimtipps“ mit aggressiven Lösungen auf Wunden und „es wird schon“ trotz schlechterer Zeichen. Weniger ist oft mehr: sanft reinigen, trocken halten, schützen, dokumentieren – und rechtzeitig Hilfe holen.

Wann unbedingt in die Praxis/Wundambulanz?

Wenn sich Farbe, Temperatur, Schwellung oder Geruch verschlechtern, Schmerzen zunehmen, Fieber dazukommt, ein schwarzer Belag erscheint, Flüssigkeit austritt oder Sie eine neue Wunde entdecken. Auch wenn eine kleine Stelle nach ein bis zwei Wochen nicht kleiner wird – bitte Termin vereinbaren. Wer schon einmal eine Fußwunde hatte, sollte Kontrollen besonders konsequent wahrnehmen.

FAQ – kurz & klar

Wie oft soll ich kontrollieren?

Täglich, am besten zur gleichen Zeit. So fallen Veränderungen schneller auf.

Ab wann sind Einlagen oder Spezialschuhe sinnvoll?

Bei Druckstellen, Formveränderungen oder nach abgeheilten Geschwüren kann Entlastung entscheidend sein. Bitte individuell verordnen lassen.

Darf ich kleine Stellen selbst „wegschneiden“?

Nein. Schonende Pflege ja, tiefe Hornhaut oder Wunden gehören in fachkundige Hände – Verletzungsgefahr.

Quellen

  • Österreichische Gesellschaft für Diabetes (ÖDG) – Patienteninformationen und Prävention
  • Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) – Empfehlungen zu Diabetes und Fußgesundheit
  • Deutsche Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung (DGfW) – Grundlagen der Wundversorgung bei Diabetes
  • Nationale/regionale Patienteninfos großer Kliniken zu diabetischem Fuß und Alltagsprävention
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